Der AeroClub Göppingen-Salach auf Tour

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Nordsee- und Ostsee-Küste statt Zentralspanien

Nord-Deutschland Tour 19.-22.07.2021
5 Tage mit D-EISN Cessna 172 / Ralf Steiner, Hans Gerlach

Unsere ursprüngliche Absicht, über Frankreich zum Segelflugzentrum Fuentemilanos bei Segovia zu fliegen, haben wir wegen explodierender Corona-Zahlen aufgegeben. Viele Alternativen blieben nicht übrig. Eine Alpenüberquerung war wetterbedingt auch nicht ratsam.
Warum nicht mal Deutschlands Norden besuchen? Die Wetterprognosen versprachen zumindest fliegbare Bedingungen.

Hotels und Pensionen an der Küste waren ausgebucht und so kam Ralf auf die Idee bei der Verwandschaft in Uelzen anzufragen, ob wir dort übernachten können.
Die Einladung und Zusage erfolgte prompt und so hatten wir einen Standort, von dem aus die meisten unserer Flugziele in rund 1 Stunde erreichbar waren. Ralfs Tante und Onkel haben uns phantastisch untergebracht und rundum betreut und versorgt. Dafür ein riesengroßes Dankeschön.

Mo. 19.07.2021, Hinflug nach Uelzen EDVU, (281 NM, 2:50 h)

Vom Nortel ging es mit einer kurzen Pause in Eisenach-Kindel über den Harz nach Uelzen.

Wegen PPR hatten wir uns vorher angekündigt. Das Blinklicht auf dem Turm signalisierte, dass die Flugleitung besetzt war und unser Abholer wartete bereits auf uns.

 

Flugplatz Uelzen EDVU

Dienstag 20.07.2021, Schleswig-Holstein (370 NM, 3:45 h)

segelflugausbildung
Schleswig Route

Das Wetterbriefing sprach für einen AusFlug nach Schleswig-Holstein, den wir passend zur Wetterentwicklung auf der Ostseeseite beginnen wollten, um dann entlang der dänischen Grenze zur Nordseeseite zu fliegen, wo es am Nachmittag aufklaren sollte.

Über Lüneburg ging es zunächst nach Lübeck, wo der Stadtkern mit dem Holstentor erste Foto-Motive lieferte. Über die Lübecker Bucht und den berühmten Timmendorfer Strand folgten wir der Ostseeküste bis zum Marinedenkmal in Laboe. Nach Umrundung des Kieler Hafengebiets flogen wir zur nördlichsten Stadt Deutschlands ,nach Glücksburg, mit dem bekannten Wasserschloss. In Flensburg -Schäferhaus, dem nördlichsten Verkehrslandeplatz in Schleswig-Holstein, machten wir kurz Stopp zum Pilotenwechsel.

Die nächste Etappe führte nach Sylt. Die Dame am GAT verpasste uns erst mal einen Rüffel, weil wir ohne gelbe Warnwesten vom Vorfeld zum GAT marschiert waren. Ralf als anfliegender Pilot musste mit einer Leih-Weste von GAT unsere eigenen Warnwesten aus dem Flieger holen, damit wir später wieder aufs Vorfeld durften. Nach Vorlage von Lizenz und Lärmzeugnis waren dann 54,68 € Gebühren fällig (Landeentgelt 28,56 €, Anflugentgelt 12;38 € und Personenentgelt 2x6,87 € zuzüglich MwSt).

Ein für Sylter Verhältnisse sehr preiswertes Tagesessen an einem kleinen Imbiss-Stand außerhalb des Flugplatzes, stilgerecht im Strandkorb, ließ uns den Rüffel schnell vergessen. 

Das Wetter hatte sich wie versprochen gebessert, so dass wir einen Hüpfer auf die Nachbarinsel Föhr machten. Am Flugplatz Wyk trafen wir drei Fliegerkollegen, die großes Interesse an unserem Flugzeug zeigten. Wie sich herausstellte, arbeiteten sie grade an der Restaurierung einer Cessna 172 HAWK XP II, baugleich mit unserer Maschine aber ein paar Jahre jünger. Den Stand der Restaurierung konnten wir dann in der Halle anschauen. Da warten noch eine Menge Arbeitsstunden. Für den weiteren Kontakt wurden die Adressen getauscht. 

Das letzte Leg führte bei Brokdorf über die Elbe, vorbei am Flugplatz Stade und über das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide zurück nach Uelzen. Interessanterweise liegt die „Heide“ mit 35 km Entfernung relativ weit westlich von Lüneburg.

Mittwoch 21.07.2021, Ostsee (468 NM, 4:54 h)

Für Ostfriesland und die Nordseeküste waren tiefe Wolken und Regenschauer angekündigt. Die Ostsee sollte nachmittags etwas Sonne abkriegen. Da morgens südlich Stralsund noch ein kleines Regengebiet stand, legten wir die Route weiter nach Süden, über die Hochwasser führende Elbe nach Kyritz. 

Nach erneuter Prüfung der Wetterlage beeilten wir uns, das Regengebiet östlich zu umfliegen, um dann dahinter den Müritz-Seen-Park zu erreichen. Dort schaute schon wieder die Sonne raus. Die Seenlandschaft ist riesig und vielfältig. Der große Müritz-See erinnerte uns ein bisschen an den Bodensee auch wenn er mit 117 km² nur gut ein Viertel von dessen Fläche hat. Am Müritz Airpark konnten wir sehen, dass fleißig gebaut wird. Angeblich sind gut 90 % der Grundstücke verkauft. Mit Grundstücksgrößen von 1500 bis 5900 m² bei Quadratmeterpreisen von 30-80 € kann man sich hier seinen Traum vom Flieger-Home mit eigenem Taxiway und Hangar verwirklichen.

Weiter ging es an die polnische Grenze zum Flughafen Heringsdorf auf der Insel Usedom. Dort ist Mi - So die Kontrollzone aktiviert, damit die Urlaubsflieger schön sortiert an- und abfliegen.

Wir mussten auf die Landung der Absetzmaschine und der grade abgesetzten Fallschirmspringer warten und durften ein paar Vollkreise am südlichen Holding über dem Meer fliegen.

Nach der Absetzmaschine konnten wir als Nummer 2 unseren Anflug fortsetzen und waren erstaunt über die Kuppen und Senken der 2,3 km langen Landebahn.

Einen Besuch bei den Warbirds im Hangar 10 haben wir uns verkniffen, da man dazu den Platz verlassen muss. Wir wollten weiter, um eine Freundin am Flugplatz Stralsund nicht warten zu lassen. Auf dem Weg nach Stralsund passierten wir das Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde, am nordwestlichen Ende der Insel Usedom. Hier war von 1936 bis 1945 das größte militärische Forschungszentrum, wo neuartige Waffen und die ersten Raketensysteme entwickelt wurden.

Vom Grasplatz Stralsund aus ging es dann zu dritt zum Kap Arkona, den Kreidefelsen im Norden von Rügen und vorbei an den ausgedehnten Stränden bei Glowe. 

Die kilometerlangen Monumentalbauten von PRORA, nördlich von Binz, sind in ihrer Dimension beeindruckend. Zwischen 1936 und 1939 gebaut, sollten dort über die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen können. Von den ursprünglich 4,5 km Baukörper blieben nach dem Krieg noch 2,5 km erhalten. Bis 1989 wurde der Komplex von der NVA und anschließend von der Bundeswehr genutzt. Seit 1993 ist die Anlage wieder öffentlich zugänglich. Es ist zu wünschen, dass das denkmalgeschützte Bauwerk als Ferienwohnanlage eine sinnvolle und friedliche Zukunft hat. 

Vorbei am Flugplatz Rügen ging es zurück nach Stralsund, wo wir unseren Passagier wieder absetzten. Um sicher nach Uelzen zu kommen, legten wir in Barth noch einen Tankstopp ein. Für unsere Gastgeber-Familie Barth musste natürlich ein Foto vom gleichnamigen Flugplatz gemacht werden. 

Das letzte Leg führte über Rostock und Schwerin mit dem weithin sichtbaren klassizistischen Marstall, der heute ein Ministerium beherbergt und dem berühmten Schweriner Schloss, in dem heute der Mecklenburg-Vorpommersche Landtag residiert. Rechtzeitig vor den einsetzenden Regenschauern konnten wir in Uelzen noch die Tanks für den nächsten Tag füllen.

 

Donnerstag 22.07.2021, Nordsee (323 NM, 3:21 h)

Heute sollte das Wetter endlich passen für die Tour zu den ostfriesischen Inseln.

Mit dem Sohn unserer Gastgeber als Passagier brachen wir auf Richtung Borkum. Über die Weser nördlich von Bremen, südlich vorbei am Jadebusen hatten wir nach 1:15 h die Emsmündung erreicht und Borkum in Sicht. Wie erwartet, bekamen wir die Asphaltbahn der 31 zur Landung. Vorbei am Hafen von Borkum ist der Anflug auf die 1000m-Bahn sehr entspannt.

Zwei weitere, sich kreuzende Graspisten 30/12 und 23/05 erleichtern das Landen bei unterschiedlichsten Windrichtungen. Direkt nach uns traf der 6-sitzige Shuttle-Flieger mit Passagieren und Gepäck aus Emden ein. Im Stundentakt geht es für 103 € nach Emden und zurück.

Wir wollten natürlich weitere Inseln anfliegen, und so führte der nächste Hüpfer auf die nur 10 Min. entfernte Insel Juist. Unsere Passagier, Inhaber einer Cateringfirma, hatte ein ausgezeichnetes Picknick mitgebracht. Das Wetter war warm, der Wind mäßig und eine Picknick-Decke war an Bord.

Entspannt genossen wir die mitgebrachten Köstlichkeiten und schauten den Fallschirmspringern zu, die hier zum Ostfriesland-Boogie zusammengekommen waren und mit einer Pink Skyvan auf die Absetzhöhe von 4.500m geliftet wurden.

Eine Überraschung war allerdings, als wir plötzlich schwäbische Töne hörten.

Andreas Walliser von der Flugschule in Heubach war mit einem Fliegerkollegen mit einer Cessna 152 auf Juist und hatte unser Flugzeug erkannt. Mangels Hotelzimmer hatten sie im Zelt auf dem Flugplatz übernachtet und waren grade beim Aufbruch zum Heimflug.

Nach dem genüsslichen Picknick flogen wir noch Norderney an. Dort standen schon zwei Reihen parkender Maschinen. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit brachen wir nach Erledigung der Formalitäten gleich wieder auf. Die Plätze auf Baltrum, Langeoog und Wangerooge hatten Mittagspause bis 15 Uhr Loc und PPR. Also keine weitere Insellandung mehr.

Wir hatten aber noch ein Bonbon für den Heimweg eingeplant.

Die Kontrollzone von Hamburg lag auf dem Weg. Was lag da näher, als die Freigabe für einen Flug über den Hafen und die Stadt einzuholen.

Der freundlich Lotse von Hamburg Turm hatte nicht viele Maschinen zu koordinieren. Ein abfliegender Airliner und ein weiteres Sportflugzeug machten die Sache sehr entspannt.

Wir durften westlich der Elbe nach Süden fliegen, der Kollege auf der östlichen Seite nach Norden. Als wir einander passiert hatten, durften wir über Finkenwerder mit dem Airbus-Werk Richtung Stadt fliegen. Die Bitte nach einem Abstecher zur Elbphilharmonie wurde ebenfalls genehmigt. Nach der Umrundung der ElPhi mit ihrer faszinierenden Architektur verließen wir die Kontrollzone über Sierra und setzten 25 Min. später in Uelzen auf.

Freitag 23.07.2021; Rückflug zum Nortel (286 NM 2:54 h)

Nach 4 Tagen voller fliegerischer Eindrücke verabschiedeten wir uns von unseren wundervollen Gastgebern, die ich in bester Erinnerung behalten werde.

Die Maschine hatten wir bereits am Vorabend voll getankt. Wettervorhersage und NOTAMS für die geplante Strecke überprüft, nochmal alle Checkpunkte abgehakt und wir waren Abflugbereit am Rollhalt 26 in Uelzen.

Am Harz war reichlich Dunst und die Sicht mäßig, deshalb machten wir einen kleinen Schlenker nach Osten, wo die Hügel niedriger und die Sicht deutlich besser war.

Beim Zwischenstopp auf dem Thüringer Verkehrslandeplatz Obermehler-Schlotheim (EDCO) mit seinen 1400 m Bahnlänge waren wir die einzige Maschine auf dem riesigen Flugplatz.

Wie uns der Flugleiter erzählte, wird das Gelände öfters für Groß-Veranstaltungen vermietet wie das Thüringer Metal Open Air oder das weltgrößte BMW-Event.

 

Zufrieden mit der Woche, den vielen neuen Eindrücken, über 400 Fotos, 1728 NM Flugstrecke und 17:44 Flugstunden mehr auf dem Zähler sind wir um 14:10 Uhr Loc wieder am Nortel gelandet.

Bei dieser Tour lag der Schwerpunkt auf der fliegerischen Seite. Bei der nächsten Tour soll die kulturelle Seite nicht zu kurz kommen.

 
Reisebericht: Hans Gerlach
Fotos: Ralf Steiner, Hans Gerlach

Unsere Gastgeber

 

Wer eine Ferienwohnung mit allen „Schikanen“ in der Gegend von Uelzen sucht, dem empfehle ich, bei unseren Gastgebern nachzufragen.

Oldenstädter Wassermühle
Barth Gisela & Siegfried
An der Mühle 1
29525 Uelzen-Oldenstadt
Tel.: +49 (0)581 946 020
Fax: +49 (0)581 946 0222
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